Freitag, 31. Mai 2013

Zielscheibe Mensch, Teil 2

Wie passend zum Thema gerade mit dem aufgelösten Embargo (oder war wirklich eines...) hat die TAZ ein Comic gebracht, den ich euch nicht vorenthalten will:


Dienstag, 28. Mai 2013

Zielscheibe Mensch

Unter diesem Motto ist vom 30. Mai bis 2. Juni 2013 in Villingen- Schwenningen ein internationaler Kongress über Soziale und gesundheitliche Folgen des globalen Kleinwaffenhandels.

Veranstalter ist die Ärzteorganisation IPPNW.

„Jede Minute stirbt ein Mensch durch Waffengewalt. Kleinwaffen sind die Massenvernichtungsmittel unserer Zeit“, kritisiert Arzt und IPPNW-Vorstandsmitglied Helmut Lohrer. 

Den Flyer dazu habe ich auf der BDK13 in Berlin nochmal in die Hände bekommen. Kurz darauf die Nachricht das in Kentucky ein fünfjähriger seine Schwester mit seiner EIGENEN Waffe getötet hat:

Das Besondere im Fall von Kentucky: Es war die eigene Waffe des Fünfjährigen, die er im vergangenen Jahr bekommen hatte. Die scharfe Waffe, Kaliber 22 (5,6 Millimeter), wird extra für Kinder gebaut und nennt sich "Mein erstes Gewehr". Auf der Website des Herstellers ("Qualitätswaffen für Amerikas Jugend") sind dutzende Kinderbilder. Einige zeigen Säuglinge, denen Gewehre mit Zielfernrohr in den Arm gelegt wurden. Und auch Kundenbriefe: "Meine viereinhalbjährige Tochter liebt die pinkfarbene", heißt es über eine Flinte.

>> My First Rifle << Mir dreht sich immer noch der Magen wenn ich darüber nachdenke, dass so etwas passiert ist- und immer wieder passieren kann.

Dieser Flyer, der Artikel über das Kind und ein Artikel in der TAZ haben mich wieder mehr zum Nachdenken über die weltweite Situation des Handels mit Kleinwaffen und derer Gefahr gebracht. 

Der Artikel in der TAZ war ein Undercover- Bericht über ein Schießkurs für Frauen:

Die Wumme fürs Handtäschchen


Liest sich erst mal ganz locker, doch wird immer krasser:

Wenige Tage vor dem Kurs hat ein vierjähriger Junge beim Spiel im Elternhaus einen Sechsjährigen erschossen. Das in den USA nicht seltene Drama hat Schlagzeilen gemacht. Aber in unserem Kurs kommt es nicht vor. Wir befassen uns nicht mit Politik oder Moral. Wir lernen schießen. Techniken.
Zum Thema Gefahren sagt die Ausbilderin einen Satz aus dem NRA-Repertoire. Der ist so bekannt, dass mehrere Teilnehmerinnen ihn laut mitsprechen: „Schusswaffen töten nicht – Menschen töten“. Kinder und Schusswaffen sind für sie kein Problem. Immer vorausgesetzt, die Eltern machen die Erziehung richtig. Vor allem müssen sie Kindern beibringen, dass sie sich von Waffen fernhalten. Möglichst schon im Krippenalter. Zusätzlich können sie ihre Kleinen ab drei in „sichere Schusswaffen“-Kurse der NRA schicken. 
Ja klar- ich schicke Kinder in den Kurs für sichere Schusswaffen, empöre mich aber über die Kindermilizen die immer wieder in Kriesengebieten "gezüchtet" werden. Wie krank ist das denn? 

Ich finde dies alles nur noch krank was da in diesem Zusammenhang vor allem in den USA passiert. Sicher gibt es solche Dinge auch hier zu Lande. 
Erziehung und Sensibilisierung auch zum Thema Waffen sind nötig- aber nicht so. >My First Rifle< ist die Krönung dieses Waffen- Wahns der USA.

Ja es ist mal interessant mit ner 357 Magnum zu schießen, Tontauben mit einer Pumpgun abzuballern. Es ist interessant und erschreckend zugleich, selbst die Zerstörung zu erfahren die so eine Waffe verursachen kann. Wenn man sieht wie so eine Kugel auf eine Zielscheibe oder fiktives Ziel trifft. Die Wucht eines Jagdgewehres zu spüren wenn der Schuss abgeht. Zu sehen wie ein Wildtier dadurch über die Wiese geschleudert wird.

DAS war es dann aber auch schon! Wer dies einmal erfahren hat- sollte es abspeichern und nie mehr vergessen. Jeder schaut nen Ballerfilm an und lacht wenn es knallt. Doch wenn dies real wird?

Ich bin in einer Familie von Jägern aufgewachsen. Ich hab Freud und Leid sehen können was Waffen anrichten können. Ja - es ist z.B. ein Sport mit einer Luftpistole unter hoher Konzentration  bei einem Wettbewerb auf eine Papierscheibe zu schießen. Ich habe großen Respekt vor meinem Vater wie er in seiner Altersklasse da aktiv ist und Spass hat.

ABER- dies ist Sport- was in den Berichten steht, hat damit nix zu tun. 

WAFFEN können töten- dafür wurden sie gemacht- ob es die Person die sie in der Hand hat nun gerade will oder nicht.

Wer kann, sollte sich mal die Zeit nehmen und die Seite der IPPNW durchlesen- oder gar zu einer Demo der Friedensbewegung gehen. Ich kann es nur empfehlen.

Meine Zeit als Zivildienstleistender hat mich da noch etwas geprägt. Als ich wieder an meinen Arbeitsplatz  kam sollte ich an einem Versuchswerkzeug für glasfaserverstärkte Pistolenschalen arbeiten. Ich verweigerte die Arbeit an diesem Werkzeug. Man bat  mich zum Gespräch- es sei ja nur ne Sportwaffe. Ich bestätigte dies, machte aber klar- dass es damit anfängt und die Technologie dann, wenn ausgereift, auch für "richtige" Handfeuerwaffen fähig ist. Wie wir heute sehen ist dies schon lange möglich. Man muss sich nur die Story mit der im Rapid Prototyping Verfahren hergestellten Waffe anschauen.

Mein Abteilungsleiter verstand mich - ich habe darauf an dem Projekt nicht mitgearbeitet. Ich war nicht alleine!

In meiner fast unmittelbarer Nachbarschaft in Oberndorf am Neckar ist eine mächtige Konzentration an Kleinwaffen Herstellern. Hier sind sie zuhause - Rheinmetall (Mauser) und Heckler und Koch

Am Samstag 1.6. um 10 Uhr ist vor den Toren von Heckler und Koch ein Kundgebung - organisiert vom Kongress.

Wer kann- geht hin.

Kommentare wie immer willkommen.

Grüße,
Dietmar