Mittwoch, 11. März 2015

Fukushima - was hat es mit dir gemacht?

Heute jährt sich zum 4. mal die Katastrophe von Fukushima.

In meinem Leben hat sich damals schlagartig einiges verändert. War mein Verhältnis zur Kernspaltung schon immer gespalten- so war es dann endgültig vorbei. Mein innerer Widerstand bewegte sich nach aussen. Mein Antrieb zur Aufklärung und Information meiner Mitmenschen über Gefahren die sie betreffen war entflammt. War ich sonst in meinem Job der Motor für Kunden alternative Energiequellen zu nutzen- so war ich ab dann einer der treibenden Kräfte in der Antiatombewegung im Nordschwarzwald.

Nahezu von heute auf morgen.

Wir haben viele Aktionen organisiert, moderiert und durchgeführt. Ich sprach allein  auf rund 80 Mahnwachen und Demos, legte mich mit der Polizei an, unserm lokalen Bundestagsabgeordneten, der mir mit dem SEK drohte ;-) und manch andere lustige Aktion zur Sache.

Der Ernst der Sache ging nicht verloren. Auf Ringen von mir und anderen Mitstreitern haben sich die Landratsämter der Region intensiv mit dem Katastrophenschutz beschäftigt.

Ich könnte hier noch viel schreiben- aber es interessiert mich was mit Euch geschehen ist.

Wie ist es Euch damals am 11.3.2011 so ergangen, als Ihr die Nachrichten vom Tsunami und dem Super GAU in Fukushima erfahren habt? Was ist Euch so durch den Kopf gegangen? Was waren in den folgenden Tagen, als das wirkliche Ausmaß der Havarie des AKWs immer deutlicher wurde, Eure Gedanken, Ängste?

Und- meine wichtigste Frage an Euch- was hat sich für Euch verändert in Eurem Leben dadurch, was habt Ihr verändert?

Das Lied vom Elterngeld

... so in der Art könnte es lauten...

Wenn die Sache nicht so ernst und bitterböse wäre.
Ich habe mich entschieden, für die Monate 13 und 14 nach der Geburt meiner kleinen Tochter, Elternzeit zu nehmen. Zum Einen möchte ich meine Frau bei der Erziehung und im Haus entlasten, da wir nun noch ein Kind bekommen- und zum Anderen möchte ich auch Zeit mit meinen Kindern verbringen.

Leicht ist mir die Entscheidung nicht gefallen, da mein Verdienst aus selbständiger Arbeit recht gering ist und aus nichtselbständiger Arbeit auch nicht all zu üppig. Wir kommen über die Runden und uns geht es gut. Geld ist schon lange für mich nicht der Nabel der Welt,

meine Familie, hingegen ist es schon.

Durch Bilanzen und Steuererklärungen die erst recht spät bereit standen, habe ich am Montag dieser Woche dann den "Bewilligungsbescheid über Elterngeld" von der L-Bank bekommen. Der Schock saß erst mal tief.

Tja- als Mensch mit einem bewegtem Lebenslauf und unterschiedlichen Einkommen, dann noch mit einer kleinen Selbständigkeit, passt nicht in das Schema Elterngeld.

Meine Tochter ist 2014 als 3. Kind in unserer Patchworkfamilie, auf die Welt gekommen. Daher ist der Bemessungszeitraum "Vor der Geburt" ein Teil von 2013 und 2012. In dieser Zeit hatte ich recht wenig Einkommen. Meine Aufgabe als Bundestagskandidat der Grünen und ein kleiner Job als Kreisgeschäftsführer werfen nicht sonderlich viel Geld ab. Mein Fokus lag damals an der Sache- nicht am "Kohle scheffeln" - wie mir mal unterstellt wurde.

Durch die Unterschiede meiner Durchschnittseinkommen "vor der Geburt" und "nach der Geburt" - die negativ sind, da ich jetzt wesentlicht mehr Einkommen habe, falle ich durch das Raster Elterngeld.

Man gesteht uns 300€ Mindestsatz zu. Ach wie gnädig...

Ich war so platt und sauer auf das System, dass ich das erst einmal setzten lassen musste.

Spontan fiel mir da nur ein Lied von Hans Söllner dazu ein:





Nach dem ich das Schreiben habe erst mal setzte lassen, habe ich dann doch bei der personalisierten Telefonnummer angerufen und mich freundlich erkundigt wie das denn sei? Da verdient einer recht knapp- aber weil er wesentlich mehr als zuvor verdient (was ja echt knapp war) passt er nicht in das Schema. Mir stehen halt mal die 300€ zu - das wars. Auf meine höfliche und gehaltene Frage wie ich denn unsere bald sechsköpfige Familie damit ernähren soll bekam ich dann eine Antwort die mir die Sprache erst einmal verschlagen hat.

"Sie können ja bis zu 30 Wochenstunden noch arbeiten!"
Im ersten Augenblick dachte ich, da ist nen Roboter und kein Mensch am anderen Ende der Telefonleitung.

Da frage ich mich, wo ist denn da der Sinn der Elternzeit, wenn ich noch 30 Wochenstunden arbeiten gehe? Wer hilft in dem Falle meiner Frau mit den 2 Kids und dein beiden Babys?


Mein Fazit aus der Sache ist: 

Menschen die nicht ins System passen werden auch hier abgestraft- auf allen Linien. Wenn du heute keinen fadengeraden Lebenslauf hast, werden dir Steine in den Weg gelegt. Soviel Wege kannst du daraus gar nicht in der Zeit bauen. Schwankungen in der Arbeit und im Einkommen- nicht gewünscht- du bekommst nicht mal nen vernünftigen Kredit, obwohl du ein geregeltes Einkommen hast. Du passt nicht ins System!

Ich habe in den Jahren 2012 und 2013 einen sehr großen Teil meiner Zeit und fast mein Unternehmen der Sache, der Arbeit in der Politik, "geopfert". Ich habe meinen finanziellen Anspruch nach unten geschraubt um dies bewerkstelligen zu können. Ich habe es gern und mit vollem Einsatz und Begeisterung getan.  Für diese Tatsache werde ich und somit meine Familie nun regelrecht abgestraft.

Elterngeld??? Was für ein Witz.
Elternzeit- Da lache ich- für die 30 Wochenstunden Arbeit muß ich ca 10 h zusätzlich im Auto sitzen- somit 40 Stunden- Was bleibt da an Elternzeit?

Das sitzt tief.

Hey Staat! 

-es grüßt Dich,
Dietmar Lust