AUS EINER MAIL EINER BEKANNTEN- hier für EUCH:
Liebe Freunde und Bekannte,
in einem seht
guten Statement analysiert Nina Picasso die Spannungen zwischen Demonstranten
und Polizei
und damit die Situation in unserer Stadt. Und sie beschreibt die
ganz einfachen Bedingungen, wie dies befriedet werden
könnte.
LESENSWERT!
Nina Picasso »
Es menschelt sehr - auf Demonstrantenseite wie
auch auf Polizeiseite!
Ich erlebe es bei Mitstreitern - ich lernte sie als
total ruhige Menschen kennen - fast schon unauffällig. Je mehr Lug und Trug von
Seiten der Bahn und der Politik kamen, je mehr Ohnmacht zu Tage kam - umso
lauter und umso mutiger wurden sie. Anfangs sitzblockierten sie nie - jetzt tun
sie es. Aus lauter Empörung über staatliches Unrecht.
Ich lernte Menschen
kennen, die schon immer lautstark waren und teilweise noch lauter wurden. Es gab
aber genauso Mitstreiter, die leiser wurden - es hat ihnen die Sprache
verschlagen - sie zogen sich teils sogar zurück und resignierten. Teilweise gibt
es Mitstreiter, die ergehen sich in ständigen lauten provokativen Sprüchen
gegenüber uns, aber auch insbesondere gegen die Polizei- das ist Mist, denn das
heizt die Stimmung sehr auf und bringt die Polizisten teilweise gegen uns auf.
Dieses Anheizen passiert schon gleich zu Beginn, wenn die Polizei aufmarschiert
- sie „ticken“ verbal aus und es fliegen teils leider auch
Beleidigungen.
Andersrum aber genauso – warum müssen Polizisten unnötig die
Stimmung aufheizen? Warum müssen teils die Antikonfliktteams die Stimmung durch
Provokation schlecht machen? Ich habe auch erlebt, dass die Anti-Konflikt-Teams
eine Ansage an uns richteten, was als nächstes von Seiten der Polizei geplant
werde- dann wurde nichts eingehalten- muss nicht ihre Schuld sein- kommt aber
ganz schlecht! Vertrauen futsch. So ist die Stimmung schon von Anfang an gegen
diese Teams, wenn sie nur auftauchen.
Je nach Einsatzleiter verlaufen Blockaden
verschieden ab: „Kommt Einsatzleiter XY , dann geht die Räumung ruhig ab.“ Kommt
Einsatzleiter XYZ - oh je, dann „fliegen die Verbalfetzen“ und es geht chaotisch
und unruhig zu, die „Sitzenbleiber“ werden teils grober abgeführt .
Dass wir
Blockierer nicht reine „Unschuldsengel“ sind, geht schon klar aus der
Aktionsform hervor- es ist aber trotz allem unser Recht. Wir sind friedlich,
aber nicht brav. Wir müssen und dürfen uns staatliches Unrecht nicht gefallen
lassen. Die Polizisten vor Ort, die uns räumen müssen, könnten teils wirklich
den Eindruck kriegen, wir wollen sie nur vera....n. Dem ist nicht so. Es ist ja
nicht persönlich gegen sie gerichtet. Sie haben doch ihre Mittel ,wenn es zuviel
wird- Abräumen, Platzverweis, fertig.
Teilweise finde ich schon ,dass die
Polizisten eine „Engelsgeduld“ mit uns haben! Ich glaube, das sind die
Polizisten, die sich klar machen, warum wir unten sind und die von sich aus
ruhiger agieren.
Ich habe einen Polizisten erlebt, der sich sogar bei einer
Blockiererin für eine Verletzung stellvertretend für andere Kollegen
entschuldigt hat, obwohl er nichts damit zu tun hatte! Das fand ich eine
unglaublich tolle Geste!
Derselbe Polizist hatte aber Monate später tatenlos
zugesehen, wie ein LKW-Fahrer, der blockiert wurde, absichtlich anfuhr und die
Blockierenden touchierte. Der Polizist rechtfertigte es sogar noch! Er hatte
sich durch ständige Einsätze durch Stuttgart 21 verändert. Ich denke, er ist
auch so genervt und kann uns Demonstranten nicht mehr sehen geschweige denn
hören! Er lebt diesen Frust auf diese Weise aus-übel.
So geht es einigen
Polizisten. Es werden keine Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten von Seiten der
Bauleute oder Bahn verfolgt. Es wird geflissentlich drüber hinweggesehen - aus
„Strafe“ gegenüber uns Demonstranten, die wir die Polizisten nerven, weil sie
ständig raus müssen und die andere Arbeit liegen bleibt.(?)
Gleiches Recht für alle - mitnichten! Die
Polizisten sind leider in Teilen nicht mehr neutral - die Emotionen überdecken
ihre Dienstpflicht!
Das zerstört nachhaltig das Vertrauen in die Polizei! Bei
den Polizisten kriselt es auch! Schlimm ist halt- sie haben die „Macht“- ihnen
passiert nichts! Es macht mich persönlich sehr traurig - da ist schon ein Stück
„Heile Welt“ zerbrochen! So kannte ich die Polizei nicht.
Uns spricht man
Emotionen ab, ja man „kriminalisiert“ sie förmlich (Herr Züfle!). Das ist nicht
in Ordnung!
Ich habe einen Polizisten in einem Film gesehen, der einem alten
Mann den Rollstuhl wegzog, sodass er hinfiel. Das war unmöglich! Ein Demonstrant
stieß den Polizisten weg, das war auch nicht richtig- der Schlagstock wurde
gezückt. Unnötig von Seiten der Polizei und später unnötig vom Demonstranten–
die Polizisten waren zu wenige und wollten es alleine lösen. Schlecht, sehr
schlecht. Es ging trotz allem noch mal gut aus. Man merkt einfach, die Nerven
liegen bei Demonstranten wie auch bei den „Basisbeamten“ oft blank. Auch bei
Truppführern.
Ich könnte noch viele Beispiele bringen. Was ich mit diesem
Statement ausdrücken will:
Stuttgart 21 bringt alle Seiten in eine
Bredouille. Es emotionalisiert Demonstranten wie Polizisten gleichermaßen! Es
ist kein gutes Projekt- es spaltet die Menschen. Wir alle kriegen keine
Atempause. Im Gegenteil. Die Bahn will weiter völlig unnötig unwiederbringliches
zerstören- wir wollen uns wiedersetzen, die Polizei soll schützen, die Politik
muss förmlich bombardiert werden von Bürgern, damit sie endlich ihrer Aufgabe
nachkommt, sie tut es dennoch so gut wie nicht.....
Jetzt kommen Sie ins Spiel Herr Züfle und Team.
Natürlich ist meine „Forderung“ rechtlich völlig unerheblich, aber vielleicht
überlegenswert:
Ich finde es schon mal gut, dass sie zumindest
Gerichtsurteile abwarten, die der Bahn (theoretisch) das Recht auf Zerstörung
geben (Südflügel) und Sie das polizeilich „begleiten“.
Sie sehen das aber
auch nur kurzfristig.
Was sind denn die Folgen- der „Kampf geht weiter, die
Gegner werden nicht aufhören Gegner zu sein- alle Welt denkt, wenn Park und
Südflügel zerstört sind, hört der Widerstand auf. Wer den Widerstand erlebt hat
und noch erlebt, weiß, dass der Widerstand sich aus Wissen speist und nicht um
des Widerstands willen weitermacht. Die Bürger wollen Gerechtigkeit und
ordentliches Handeln der Regierung und der Bahn- sie wollen
Selbstverständlichkeiten, sie wollen dass die Demokratie nicht weiter ausgehöhlt
wird. Sie wollen die Stadt lebenswert erhalten und keinen Risiken aussetzen für
nichts.
Wenn jetzt tatsächlich die Baumfällungen stattfinden sollten- dazu
noch entgegen der sogenannten Schlichtung, die alle Politiker und die Bahn
unterschrieben haben, dann wird unendlich viel mehr zerbrechen- es wird keinen
Frieden geben. Darunter wird auch die Polizei erheblich leiden- vielleicht
weniger Sie, aber die „Basis“, die auf der Straße ihren Dienst verrichtet. Da
tragen Sie ein Riesenstück Verantwortung mit!
Im alltäglichen Dienst werden
sie nicht mehr das Vertrauen genießen wie früher. Was gerade etwas gekittet war
nach dem 30.09. wird wieder gebrochen sein. „Die Polizei ist nicht für die
Bürger da“, sie schützt sie nicht vor dem Konzern DB AG, der bekanntermaßen
lieber mögliche Tote in Kauf nimmt, als für ordentliche Sicherheit zu sorgen,
der lieber die Innenstadtbewohner unendlichen Risiken aussetzt- Gesundheitlich
wie auch sächlich (Hangrutschungen, Verwerfungen, Mineralwasser, schlechte Bahn,
Lärm. Staub....), als auf ihre Immobiliengeschäfte und den Steuergeldern für
ihre Bilanzen zu verzichten.
Verfallen Sie nicht dem Glauben, dass nur wir
„Radikalen“ das Vertrauen in die Polizei verloren haben. Nein - Bürger sind
nicht dumm. Viele in meinem Bekanntenkreis gehen nicht auf die Straße, aber sie
erkennen sehr wohl, dass die „Gewalt“ von einer ganz anderen Seite ausgeht, als
von uns Gegnern!
Sie könnten SALOMONISCH agieren! Sie könnten durchaus bei
Ihren Sitzungen mit Bahn und Politik klarmachen, dass es ein Muss ist, den
weiteren Abriss und die geplanten Baumfällungen usw. ein halbes Jahr
auszusetzen- die Politik hätte Zeit, die rechtlichen Dinge (Rückbau
Verfassungswidrigkeit, Stresstestlüge, Bauablaufplan, Kosten...)adäquat zu
klären, die Bahn müsste gezwungen werden, in dieser Zeit ALLES auf den Tisch zu
legen. Ohne Tricksen und Täuschen. Sie könnten durchaus darauf verweisen, dass
die Polizei nicht dazu da ist hat, heute zu schützen, um morgen festzustellen,
dass es doch einen „Paragrafen“ gab, der das „Baurecht“ doch nicht 100%
absicherte.
Ohne ordentliche Hausaufgaben von Bahn und Politik- keine
Polizeieinsätze.
DAS WÜRDE BEFRIEDEN!
Sie könnten es durchaus begründen
(Sie haben es ja teilweise schon angedeutet)- es ist nicht zu verantworten, dass
die Polizei hier noch mindestens ein Jahrzehnt Baustellen schützen soll. Sie
können nicht verantworten, dass die Basispolizei nicht mehr der eigentlichen
Polizeiarbeit nachkommen kann, es ist für die Beamten selbst gut, wenn sie nicht
mehr verbal laufend attackiert werden - einige Polizisten zerreist es innerlich
wirklich.... Das würde Ihren Kollegen gut tun. (Bei einem Castoreinsatz sind
Polizisten vielleicht mal nur ne Woche innerlich zerrissen, weil sie gegen
Atomkraft sind- aber hier geht es schon zwei Jahre- das hinterlässt
Spuren!)
In dieser Zeit könnte auch die Zeltstadt weg, das würde der
Pro-Seite gefallen. Der Bahn täte es nicht weh- sie kann sowieso NICHTS bauen,
wegen fehlender Genehmigungen und Auftragnehmern. Uns täte es auch gut, weil man
dem Alltag leichter nachkommen kann und vor allen Dingen:
Es würde wieder
VERTRAUEN aufgebaut werden können- von ALLEN Seiten her! Ich wünsche mir wieder
die Polizei, die wirklich für alle da ist und nicht nur für einige wenige
Politiker und einem Konzern. Die die Bürger schützt ,die vor der Bahn
Schlimmstes befürchten müssen- und nur in Angst leben.
Eins noch ganz kurz:
Es gäbe nicht einen Demonstranten und nicht einen Blockierer oder sonstige
Aktionen, wenn die Politiker einfach nur ihre Pflicht tun würden, und die ganzen
fragwürdigen Rechtsbrüche, Kosten und Bauabläufe adäquat und ehrlich aufarbeiten
würden!
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