Griechenlands Bonität ist gefährdet. Laut EU-Prognose wird das Haushaltsdefizit nächstes Jahr auf 12,2 Prozent steigen, für 2011 werden sogar 12,8 Prozent vorhergesagt, und das, obwohl eigentlich nur eine Defizitobergrenze von maximal drei Prozent »erlaubt« ist.
Das Vertrauen in den maroden Staat schwindet und doch rechnen die Griechen – als EU-Land – damit, nicht von der Gemeinschaft im Stich gelassen zu werden.
Sparern droht die Entwertung
Ausgerechnet über die Gemeinschaftswährung, den Euro, übertragen sich nun die Schwierigkeiten Athens auf die restlichen Staaten der Währungsunion, denn so ist diese einst konzipiert worden: Wenn ein Land ein Problem hat, haben alle eins. Und zwar auch die Sparer, denn ihnen droht bei einem weichen Euro die Entwertung ihres Vermögens.
Es gibt für das Griechenland-Desaster eigentlich nur zwei Optionen:
1. Die EU lässt Athen in den Staatsbankrott schlittern: Die Folge wäre wohl eine neue Finanzkrise, denn die Investoren würden sofort auch auf die Pleiten Irlands, Spaniens oder Portugals wetten.
2. Die EU hilft den Griechen: Ein fatales Zeichen für die andere maroden Mitglieder der Währungsunion, denn dann gäbe es für keinen einen Anreiz mehr für haushalterische Disziplin, weil man in der Endkonsequenz weiß, die anderen helfen, egal wie desolat die Haushaltslage ist.
Denkbar wäre auch, dass der Euro auf den Kern von starken Wirtschaftsnationen beschränkt wird, oder dass marode EU-Mitglieder, wie etwa Griechenland, unter Finanzzwangsverwaltung gestellt werden.
Das Risiko einer Abwertung des Euro war noch nie so groß
Für Anleger, aber auch für Verbraucher ist diese Entwicklung alarmierend, denn noch nie war die Gefahr so groß, dass der Euro zu einer »Weichwährung« wird. Langfristiges Sparen, etwa über eine Lebensversicherung, Riester-Renten oder langlaufende Staatsanleihen, würde durch einen weichen Euro uninteressant.
Der EU-Stabilitätspakt wurde einst entwickelt, um den Euro »hart« zu machen: Die jährliche Neuverschuldung darf nicht mehr als drei Prozent der Wirtschaftsleistung betragen. Aber viele Staaten machen so viele Schulden, dass die Stabilität der Währung nicht mehr gewährleistet ist. Denn: Irgendwann können die Zentralbanken die Schuldenlöcher nur noch stopfen, indem sie immer mehr Geld drucken und so eine hohe Inflation schaffen.
Indirekte Beistandsverpflichtung
Die EU-Verträge sehen zwar keinen finanziellen Beistand vor, wenn ein Mitglied in Schwierigkeiten ist, aber dennoch könnte der Bankrott eines EU-Landes eine verhängnisvolle Kettenreaktion auslösen, die eigentlich niemand will. Daraus ergibt sich eine indirekte Beistandsverpflichtung.
»Es droht ein Ansteckungseffekt«, meint Paul de Grauwe, Ökonom an der Katholischen Universität Löwen. »Der Euro ist eine fragile Konstruktion«.(1) Und er weiß, von was er spricht, denn an den Devisenmärkten hat der Euro vergangene Woche schon spürbar an Wert verloren. Gegenüber dem schon als »tot« bezeichneten Dollar ist er innerhalb weniger Tage sogar um 3,5 Prozent gesunken. Da müssten eigentlich alle Alarmglocken schrillen.
»Jetzt rächt sich, dass die Währungsunion falsch konstruiert ist«, sagt auch Steve Barrow von der Standard Bank. Und Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, ergänzt: »Die Verschuldungssituation der Währungsunion ist nur so stabil, wie ihr schwächstes Glied.« (2)
Euro-Erfolgsgeschichte
Das europäische Gemeinschaftsgeld ist inzwischen hinter dem Dollar die zweitwichtigste Reservewährung geworden, und fast 30 Prozent aller Notenbankbestände lauten auf Euro. Gegenüber dem Dollar legte er seit 1999 um ein knappes Drittel zu und konnte sich bisher sogar gegenüber dem Schweizer Franken behaupten.
Doch die Stabilität des Euro ist nunmehr ernsthaft gefährdet.
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(1) Welt am Sonntag, 13.12.2009.
(2) Ebenda.
http://info.kopp-verlag.de/news/der-anfang-vom-ende-des-euro.html
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