Montag, 15. März 2010

Die Landwirtschaft muss sich selbst einmischen!

Hier unser Pressebericht von der Veranstaltung letzte Woche:

Agrarpolitische Veranstaltung mit Martin Häusling MdEP und Alexander Bonde MdB

Klosterreichenbach 9.März 2010.
Starke Verbundenheit und Solidarität mit der Situation der Milchbauern in der Region zeigten über 50 Besucher, darunter viele Landwirte aus der nahen und fernen Umgebung. Auftakt der Veranstaltung rund um das Thema Landwirtschaft und ihre Stellung in der Politik war ein Treffen auf dem Biobauernhof Schwenkel in Klosterreichenbach, gefolgt von einer Diskussionsrunde im Gasthaus Schützen.

Schwenkel betonte wie wichtig es für ihn inzwischen ist seinen Erwerb zu diversifizieren. Die Landwirte heute müssen sich mehrere Säulen schaffen um überhaupt noch überleben zu können: Die klassische Produktion von Lebensmittel in Form von Milch, Fleisch, Getreide und Gemüse stehe in harter Konkurrenz zur Energieproduktion wie Solarstrom oder Holz für Pellets oder – im waldreichen Murgtal – der reinen Holzwirtschaft.

Bedauerlich sei dass nahezu 100% der landwirtschaftlichen Betriebe heute auf Ausgleichsleistungen angewiesen seien. „Hier liegt allerdings das Problem begraben“ betonte der Grünen-Europaparlamentarier Martin Häusling. Aktuell sei eine Bewertung der Ausgleichsleistung an die Flächengröße gebunden, was ein extremes Ungleichgewicht erzeuge. Ein Landwirt im flachen Mecklenburg-Vorpommern habe ganz andere Möglichkeiten als sein Kollege im steilen Murgtal.

Hier sei die Politik gefordert, eine Chancengleichheit könne nur geschaffen werden, wenn die Gesamtheit des Betriebes bewertet werde. Nicht nur die bewirtschaftete Fläche, sondern auch die Anzahl der Arbeitsplätze und die gesellschaftliche Bedeutung der landwirtschaftlichen Arbeit gelte es zu berücksichtigen. Die zahlreichen Wortmeldungen in der Diskussion wiesen auf unterschiedliche Bedürfnisse in der Region hin. Die reine Grünlandbewirtschaftung in weiten Teilen des westlichen Landkreises hat andere Ansprüche an eine Förderung als der Ackerbau im östlichen Landkreis. Der neue Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Gerhard Fassnacht, plädierte für den Erhalt der Flächenprämie, auch aus Sorge dass andere Fördermodelle zu sehr von der Mitfinanzierung der klammen Landesregierung abhängig seien. Man müsse jedoch, entgegnete Martin Häusling, auch davon ausgehen, dass der EU-Haushalt in den nächsten Jahren deutlich schrumpfen werde.

Rege diskutiert wurden die vorhandenen Zollschranken der EU für landwirtschaftliche Produkte aus dem Ausland oder den größten Punkt – die Preisgestaltung. Grünen-Kreisrat Walter Trefz dazu: „ Es ist das Grundübel der Landwirtschaft, das in der Primärproduktion keine eigene Preisgestaltung durch den Hersteller möglich ist.“ Martin Häusling dazu: die Milchbauern im Nordschwarzwald sollten komplett dem Milchboard (bundesweite Erzeugergemeinschaft) beitreten, damit sie geschlossen auftreten könne bei Preisverhandlungen mit Molkereien. Es drohe ansonsten in wenigen Jahren die Konsequenz, dass die Molkereien die Milch nicht mehr bei den Höfen abholen werden.

Betroffen wären als erstes die Landwirte in naturräumlich ungünstigen Lagen – sprich im Nordschwarzwald. Einer der Diskussionsteilnehmer äußerte seine Sorge, dass in zehn Jahren weniger als die Hälfte der im Gasthof Schützen anwesenden Landwirte ihrem Beruf noch nachgehen werden.

Als Schlusspunkt konnte der Haushaltspolitische Sprecher der Grünen, Alexander Bonde (MdB), noch die Fragen zum Thema der bäuerlichen Sozialversicherung aus dem Publikum beantworten. Ein bislang ungelöstes Problem stelle die Altersstruktur der Hofbesitzer dar.

Das Fazit der Veranstaltung aus der Sicht eines Besuchers „Die Landwirtschaft muss sich selbst einmischen, sonst wird sie untergemischt!“

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